Otto Carl Kiep wurde am 7. Juli 1886 in Saltcoats Schottland, als Sohn des
kaiserlichen Konsuls Johann Nikolaus Kiep und seiner Ehefrau Charlotte (geb. Rottenburg) geboren. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen drei Brüdern und
seiner Schwester in Glasgow. 1909 siedelte die Familie nach Ballenstedt um. Nach dem Besuch des Gymnasiums in der Klosterschule Ilfeld studierte Otto Kiep
Rechtswissenschaften in Deutschland und England und wurde zum Dr. jur. an der Universität Leipzig promoviert und Bachelor of Law in London. Schon während
dieser Zeit galt sein Sinnen und sein ganzer Einfluß dem Frieden und der Völkerverständigung.
Otto Kiep, der seit dem ersten Weltkrieg im Auswärtigen Dienst tätig war - unter
anderem als Berater Sun Yatsens in China und unter Reichskanzler Wirt Pressechef in Berlin – war zum Zeitpunkt der Machtübernahme 1933 deutscher
Generalkonsul in New York. Bei einem großen Festessen zu Ehren von Albert Einstein im März 1933 in New York waren als Vertreter der deutschen Regierung der deutsche Botschafter und
Otto Kiep eingeladen worden. Der deutsche Botschafter wollte sich Ungelegenheiten mit der neuen Regierung ersparen und sagte ab, wobei er hinzufügte, er hoffe, Generalkonsul Kiep werde teilnehmen. Otto Kiep war sich
bewußt, daß die Annahme der Einladung das Ende seiner Arbeit in New York, vielleicht sogar das Ende seiner diplomatischen Laufbahn bedeuten konnte. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, aber er folgte seinem
Gewissen und sagte seine Teilnahme zu. Er hielt dann eine Ansprache mit einer Laudatio auf Albert Einstein. Der Applaus war enthusiastisch. Kurz darauf war in den deutschen Zeitungen zu lesen, daß der Vertreter des
deutschen Volkes in Gegenwart amerikanischer Juden sein Vaterland geschmäht habe.
Diese Worten sollten nicht ohne Folge bleiben, denn innerhalb der nächsten vierzehn Tage wurde er von seinem
New Yorker Posten abgezogen und anschließend im Auswärtigen Dienst kaltgestellt. Er war für die Verbindung zwischen dem Amt Auslandsabwehr von Wilhelm Canaris und dem Auswärtigen Amt zuständig. Nachdem er
sich im Hause von Elisabeth Taten einem Gesprächskreis angeschlossen hatte, geriet er im Jahre 1943 in eine
Affäre, die damit endete, daß man ihn der Wehrkraftzersetzung beschuldigte. Einer der Teilnehmer dieses Gesprächskreises, der Gestapo-Agent und Charité-Arzt Dr. Reckzeh hatte ihn denunziert.
Als Chef des Reichspresseamts war der Name Otto Kiep auf den Listen der Gruppe um die Männer des 20. Juli
erschienen. Nach seiner Verhaftung wurde er 1944 von Freisler zum Tode verurteilt und am 23. August 1944 hingerichtet.
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