Ein Land zwischen Kanada und Mexiko, zwischen Wahlkampf und Alltag |
Ein Stipendiumsbericht von Mohamed Amjahid |
Beworben hatte ich mich für das Stipendium der Michael Jürgen Leisler Kiep-Stiftung für junge JournalistInnen mit dem Projekt einer Reportagereise durch die USA. Angefangen bei den Nachbarn und durch das Wahlkampfland selbst. Als mir die Kommission nach dem Bewerbungsgespräch im schönen Taunus – wie ich zugeben muss – etwas unerwartet den Zuschlag gewährte, räumte ich mit Enthusiasmus zwei Monate in meinem Kalender leer und ehe ich mich versah, fand ich mich am Flughafen in Vancouver, Kanada wieder. Im schäbigen Aufenthaltsraum für die Zweitkontrolle „suspekter Einwanderer“ hatte ich dann genügend Zeit über mein Projekt und über Länderklischees nachzudenken. Vom Pazifik in die Wüste Irgendwie habe ich es dann doch in die USA geschafft und konnte endlich mit meinen täglichen Reportagen loslegen, zu einer ideologischen Debatte rund um die Gesundheitsreform, einer sterbenden Post und einer Occupy-Bewegung, die um einen dauerhaften Platz auf der politischen Bühne kämpft. Durch die Bundesstaaten Washington und Oregon führte mich meine Reiseroute nach Idaho, das wahrhaftig aus einem einzigen riesigen Acker besteht, auf dem ich aber auch andere, alternative Formen des Lebens entdecken konnte. Nach dem Paradies im Hintergarten begab ich mich in die Hölle der Taco-Bell-Arena: Es war „Super Tuesday“ bei den Republikanern in Boise. Auch hier wurde Mitt Romney zum offiziellen Herausforderer von Barack Obama gewählt. Weshalb ich mich in Salt Lake City mit dem Mormonentum beschäftigt habe und mich in Las Vegas von Außen-Rechts-Republikanern beschimpfen ließ. Durch Kalifornien bis nach Texas In Hollywood leben einige Menschen tatsächlich eben das was sich viele von uns unter Hollywood vorstellen: Lebensgeschichten von Aufstieg und Fall, Ruhm und Niedergang. Apropos Niedergang, wer in den USA unterwegs ist, wird die vielen Obdachlosen nicht übersehen können, die ganz unten angekommen sind und froh sind, wenigstens eine Mülltonne zu haben. Eine Zeit lang begegnete mir nicht viel auf meinem Weg und ich musste mich schon wieder durch das „Middle of Nowhere“, diesmal in Arizona und New Mexico, schlagen. Auf dem Zwischenstopp in Tucson begab ich mich auf einen Parkplatz, um über die schmutzigen Seiten des Wahlkampfs nachzudenken. Meine Zeit in Texas kann dafür auf drei Themen resümiert werden: Sex, Drugs and Rock'n'Roll. Die Südstaaten, Florida und Mexiko Endlich kam ich im Land der frittierten Meeresfrüchte an, leider hatten die einen etwas giftigen Beigeschmack. So wie meine Einblicke in das Bildungssystem von Louisiana und die Situation von AfroamerikanerInnen in Central City von New Orleans. Ich hatte auf meiner Reise teilweise nur einige Stunden für eine Reportage Zeit und beanspruch(t)e niemals absolute Wahrheiten zu predigen, da ich mich immer auf meine Interviewpartner und ihre Aussagen stützen musste. Aber eins ist sicher: Es ist nicht alles in Ordnung in den USA. Andererseits ist auch nicht alles schlecht, deswegen habe ich mich auf die Suche nach guten Schlagzeilen gemacht. Die schlechten flogen mir ja quasi entgegen. So lernte ich glückliche Einwanderer kennen und räumte den Demokraten wenigstens einen Bericht in meiner Kolumne ein. Am Ende traf ich dann aber wieder auf die problematischen Seiten vor allem der amerikanischen Wirtschaftspraxis. Achja, weil es zu viele Geschichten und Texte und Fotostrecken und Audioausschnitte sind, biete ich an dieser Stelle eine Überblicksseite an. Spätestens an dieser Stelle gebührt auch ein Dank der Familie Kiep, dem Kuratorium und der exzellenten Betreuung durch die Michael Jürgen Leisler Kiep-Stiftung. Diese dreißig Geschichten in meiner Kolumne erzählen nur einen Bruchteil der ganzen Geschichte eines Landes, das wieder mal vor einer Schicksalswahl, einem Scheideweg, einer ungewissen Zukunft steht. Wir werden die entsprechenden immergleichen Artikel in den nächsten Monaten lesen und die Beiträge dazu hören. Und dann wieder in vier Jahren. Diese dreißig Geschichten wären dabei ohne die Förderung der Michael Jürgen Leisler Kiep-Stiftung nicht zustande gekommen. Auch nicht ohne das Vertrauen und die hervorragende Zusammenarbeit mit der digitalen Redaktion der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung, denen ich ebenfalls meinen Dank aussprechen möchte. Ich freue mich schon auf die nächste Reise.
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